Mittwoch, 15. Mai 2013

Indonesien - Sulawesi

Wo ist denn Sulawesi? Das wussten wir bis vor kurzem auch nicht so genau. Von ein paar Travellern wurde uns jedoch diese recht grosse indonesische Inseln empfohlen: "Die Togian Islands sind ein Paradies, man braucht allerdings drei Tage um hinzukommen". Das trifft unseren Abenteuersinn, da müssen wir also hin...
Unsere Route führt uns vom Süden Sulawesis (Makassar) quer einmal über die Insel, bis in den Norden.

Nach den etwas gemischten Erfahrungen in Vietnam fällt uns sofort die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen auf. Von vielen werden wir offen angelächelt, und fast alle winken fröhlich zurück wenn wir grüssen.

Unser erster Aufenthalt nach Makassar ist in Rantepao, der Hauptstadt der Region Tana Toraja. Nach 8 Stunden in einem kuschelweichen Plüsch-Bussitz kommen wir dort an.

Tana Toraja hat ganz spezielle Traditionen. Das Begräbnis ist das wichtigste Ereignis im Leben eines Einheimischen. Es wird das ganze Leben gearbeitet und gespart, um die Begräbnisfeier für seine Verwandschaft und sich ausrichten zu können. Auf einer mehrtägigen, mittelgrossen Begräbnisfeier nehmen ca. 500 Personen teil und es werden etwa ein Duzend Büffel und mehrere Duzend Schweine.

Für das Begräbnis reisen die Familien aus ganz Indonesien an. Für uns ist das sehr verwunderlich, aber es kann vorkommen, dass der Verstorbene bis zu zwei Jahre im Wohnzimmer der Familie aufbewahrt wird, bis zu einem Termin an dem alle wichtigen Verwandten an der Begräbnisfeier teilnehmen können  bzw. bis man sich die finanziellen Mittel zusammengespart hat.

Wir haben das Glück, dass während unseres Aufenthalts in der Nähe eine mittelgrosse Begräbnisfeier statt findet. Für einen Tag nehmen wir uns ein Guide, der uns alles zeigt und erklärt (im 1. Bild Mitte). Als Tourist bringt man eine Stange Zigaretten als Geschenk mit, und dafür wird man von einer der angereisten Familien beherbergt. Jeder Familie wird eines der eigens für die Feier errichteten Häuser zugewiesen. In einem dieser temporären Häuser warten wir nun darauf, dass der Gottesdienst vorbei ist und der eigentliche Hauptteil des Tages beginnt.
Auf dem 2. Bild sieht man die traditionelle Tracht, wie sie von weiblichen nahen Familienangehörigen getragen wird.

 
Die zwei Hauptereignisse der Begräbnisfeier sind die Schlachtung der Büffel und der Empfang der Familien. Auch ein paar Schweine werden den Tag nicht überleben. Auf den beiden Bildern sind die Tiere jedoch (noch) wohlauf. Die Schweine sind zum Transport verschnürt worden.
Die Schlachtung der Büffel vor aller Augen ist für die Einheimischen ein Highlight. Für zartbesaitete Touristen ist es allerdings ziemlich hart. Zum Vegetarier werden wir deswegen zwar nicht, auch wir müssen ganz schön schlucken.

Der Empfang der Familien passiert in vorgegebener Reihenfolge und Ablauf. Je nach Status der Familie werden Geschenke mitgebracht und der Gastgeberfamilie überreicht (z.B. Tee, Tabak, Gebäck, Schweine...).
Obwohl der Tod des Verstorbenen schon mehrere Monate her ist, schauen die meisten der Prozessionsteilnehmer sehr ernst. Nur der grosse pinke Haifisch auf dem ersten Foto passt irgendwie nicht zur feierlichen Stimmung.

Die traditionellen Häuser in Tana Toraja sind etwas ganz Besonderes mit ihren hochgezogenen Dächern. Das zweit wichtigste Ereignis im Leben eines Einheimischen ist so auch die Hauseinweihungsfeier. Die Häuser können nicht verkauft werden und werden über Generationen von der Familie bewohnt. Je nach Status des Eigentümers wird das Holz wunderschön mit farbigen Schnitzereien verziert. 

Nicht nur die Begräbnisfeiern sind hier besonders, sondern auch die Gräber. Touristen sind willkommen, die verschiedenen Grabstätten zu besuchen.
Auf dem ersten Bild sieht man ein Höhlengrab. Die Särge aus verziertem Holz werden an der Höhlenwand angebracht. Eine Statue aus Holz symbolisiert den Verstorbenen. 
Auf dem zweiten Bild ist ein Felsengrab zu sehen, ebenfalls mit repräsentativen Statuen. Es dauert ein ganzes Jahr, bis das Grab 3 Meter tief in den Stein gemeisselt worden ist. Nur Personen von hohem Status werden in Höhlen oder Felsengräbern bestattet.

Verstorbene Babys werden auf ebenfalls auf eine für uns skurrile Weise "beerdigt". In einen grossen Baum wird ein Loch geschlagen, in das der Leichnam des Babys gestellt wird. Der Baum wächst weiter und nach längerer Zeit ist das Grab vom Baum komplett umschlossen.

Bei dieser Begräbnisstätte wurden die Särge mittels Holzstützen an einer Felswand angebracht. Mit der Zeit verrotten die Särge und viele der Knochen sind bereits runtergefallen und werden zu gruseligen Haufen aufgeschichtet. 

 
Am Haus kann man den Status einer Person ablesen. Dieses Haus ist kunstvoll verziert und die Hörner vieler geopferter Büffel dienen zur Dekoration (an der Seite des Hauses hängen noch hunderte Kieferknochen von vielen weiteren Büffeln)

Man kann offenbar alles auf einem Roller transportieren, offenbar sogar lebende Schweine. Das Schweinchen hat allerdings nicht so viel Spass bei der Fahrt.

Am zweiten Tag unternehmen wir auf eigene Faust einen Ausflug mit dem Motorroller, um die schöne Landschaft im Norden von Rantepao zu erkunden. Michael fährt und Nadine sitzt als Sozius hinten drauf. Die Strassen im Hinterland sind unvorstellbar schlecht, doch Michael meistert die Strecke vorzüglich. Gäbe es ein Roller-Motocross, so könnte Michael zweifellos erfolgreich teilnehmen.
Die tolle Landschaft mit den wunderschönen Reisterrassen entschädigt für die nervenaufreibende Fahrt. Wir haben Gück, dem heftigen Regen am Nachmittag können wir gerade noch so entgehen.

Auf unserer Rollertour besuchen wir weitere Felsengräber. Die kleinen Häuschen dienen zum Transport des Sargs. Wie die temporären Häuser zur Unterbringung der Familien bei der Begräbnisfeier werden diese hübschen Transporthäuschen nur einmalig benutzt.

Die Strasse nach Noden ist lang, schlecht, kurvig und steil, so werden wir auf unserer ersten Etappe zur Reise auf die Togian Islands in diesem hübschen, aber sehr engen Bus transportiert. 
Die vielen Glücksbringer an der Windschutzscheibe braucht der Fahrer auch: trotz der extrem schlechten und engen Strassen sind die Verkehrsteilnehmer unerschrocken unterwegs und wagen immer wieder haarsträubende Maneuver.
Wenn unser Fahrer nicht gerade steht um Leute ein- und auszuladen (oder Pause zu machen), scheint er zwar alles aus dem Bus rauszuholen, dennoch brauchen wir statt der veranschlagten 10-13 Stunden fast 16 Stunden, bis wir spät Nachts endlich in Tentena ankommen.

Tentena liegt an einem schönen See und wäre sicher auch einen Tag Aufenthalt wert. Wir schliessen uns aber lieber mit den gestern kennengelernten 5 Travellern zusammen und nehmen uns für den zweiten Tag ein Privatauto, das uns in 8 Stunden relativ komfortabel in den Küstenort Ampana bringt.
Die beiden Mädels auf dem Bild gehören zu einem einfachen Restaurant am Weg und freuen sich riesig, dass Nadine ein Foto von ihnen macht.

Im "Supermarkt" von Ampana macht Michael eine Entdeckung und findet den Butterberg.

Weiter geht es am dritten Anreisetag mit der Fähre in Richtung der Togians. Dieses mal dauert die Fahrt 9 Stunden. Auf dem Weg zu unserer Insel hält die Fähre mehrfach an und es werden Tonnen an Material von Hand entladen.
Die allerletzte Etappe legen wir in einem motorisierten Einbaum zurück. Das Schifflein fährt nochmals 45 Minuten - inzwischen bei völliger Dunkelheit - in Richtung Resort, wo wir dann erschöpft aber glücklich ankommen. Zwei der Mitreisenden (Anna und Elke - ebenfalls Deutsche) haben sich auch für die Sifa Cottages entschieden.

Entscheidet selbst, ob ihr dafür 3 Tage und drei Nächte Anreise in Kauf nehmen würdet...

Auf den Togians wartet ein weiteres Highlight auf uns. Hier gibt es einen von nur drei bekannten Seen auf der Erde, in dem ungiftige Quallen leben, mit denen man schwimmen und schnorcheln kann. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und schon wird die Konsistenz der Tierchen mit dem Finger oder der ganzen Hand getestet.

Natürlich bieten sich die Quallen als Fotomotiv geradezu an. Wo hat man sonst schon die Gelegenheit, solchen Tieren so nah zu kommen?

Die Mittagspause findet an einem von Land unzugänglichen weissen Strand statt. 
Ja, jetzt haben wir das Strandparadies endgültig gefunden. 

Die Abreise von den Togians hat zwar nicht drei Tage gedauert, dafür haben wir aber eine Nacht durchgemacht, um möglichst schnell zur Lembeh Strait zu gelangen (die wir nach 30 Stunden dann auch erreicht haben). Dieser Ort ist ein weltweit bekannter Tauchplatz, um Klein- und Kleinstlebewesen unter Wasser zu sehen. Es ist ein Paradies für Fotografen. Plötzlich ist unsere Kamera das kleinste und schlechteste Modell weit und breit. Das macht uns aber nichts und hält uns auch nicht davon ab, diverse Bilder zu schiessen. Bei einigen Tieren ist das aufgrund ihrer Grösse eine echte Herausforderung, da man ein gutes Bild nur aus 1-5 cm Abstand machen kann. Aber seht einfach selbst, welch interessante Kreaturen es unter Wasser zu entdecken gibt:










Nach so vielen Stunden unter Wasser, wird es mal wieder Zeit für einen Landausflug. Daher begeben wir uns in das Tangkoko Naturreservat. Dort checken wir in einem recht rustikalen Homestay ein, der aber direkt am Eingang des Parks gelegen ist. Hier gibt es bisher nur recht wenig Tourismus, daher ist auch der Übernachtungsstandard deutlich geringer.
Bad und Wohnraum in unserem Homestay.

Wir verbringen den Tag an einem tollen schwarzen Strand, der uns ganz alleine zu gehören scheint. Einfach nur schön.

Der Hauptgrund, das Tangkoko Naturreservat zu besuchen, sind die niedlichen Tarsiere, die man nur in der Dämmerung am Abend und am Morgen sehen kann. Diese drolligen aber blitzschnellen, ca. 10-15 cm kleinen Tiere sind nachtaktiv und nur im nördlichen Indonesien und auf den Philippinen zu finden. 
Ausserdem leben hier noch wilde schwarze Makaken, die sich uns bis auf einen Meter nähern. Am frühen Morgen kommen die Tiere wohl jeden Tag zum trinken aus den Baumriesen auf den Waldboden. Die Guides im Park können die Rufe der Affen verfolgen und bringen einen dann in die direkte Abstiegszone der gesamten Horde. Sehr beeindruckend.

Zum Abschluss wollen wir nach Bunaken, um dort noch einmal zu tauchen. Die Insel ist für ihre Unterwasservielfalt sehr bekannt. Wegen eines Feiertags fahren jedoch keine Boote. Da wir nur noch wenig Zeit haben, bleiben wir auf der grossen Insel Sulawesi und schlafen erste eine Nacht in Manado, um dann noch zwei Nächte in einem wunderschönen Dive-Resort zu verbringen. So viel Luxus haben wir uns schon lange nicht mehr gegönnt. Der Infinity-Pool ist ganz toll und das Zimmer ist riesig. Das Ganze bekommen wir wegen der Nebensaison zu einem echt fairen Preis.

Und schon sind wir wieder unter Wasser. Auf dem linken Bild seht ihr eine Orang-Utan-Krabbe und die zwei auf dem rechten Bild kennt ihr inzwischen sicher ;-)
P.S.: So viele Schildkröten wie hier haben wir während eines einzigen Tauchgangs noch nie gesehen.

Zum Schluss noch Nadines Lieblingsbild: Ein Pontohi Pygmy Seahorse. Grösse: 1cm.
Könnt ihr euch vorstellen, wie lange man unter Wasser suchen muss, bis man so ein kleines Ding findet? Wir hätten es nicht geschafft, daher ein riesen Lob an unseren Diveguide, der offenbar Adleraugen besitzt.


Fazit Indonesien: 
Die Landschaft und die Vielfalt auf Sulawesi haben uns stark in ihren Bann gezogen. Wir haben in den drei Wochen nur einen Teil einer von 6000 bewohnten Inseln gesehen. Da jede Insel ihren eigenen Charakter haben soll, gibt es alleine in Indonesien wohl noch viel zu entdecken.
Die Anfahrtswege sind aber oft sehr lang und teilweise sehr anstrengend. Wir sind froh, dass wir diese Tour nicht im Rahmen eines dreiwöchigen Urlaubs gemacht haben, sonst hätten wir wahrscheinlich gerade noch einmal zwei Wochen zur Erholung benötigt. Dafür haben wir aber wieder viele Dinge erlebt, die wir nicht mehr missen möchten.

Vieles hat funktioniert, manches nicht. Wie z.B. überteuerte oder superverspätete Taxifahrten, oder Hotelangestellte, die einen hemmungslos anlügen. Zum Glück sind das jedoch Ausnahmen, die einem oft nur dann richtig auffallen, wenn sie sich in einem kürzeren Zeitraum häufen.

Mit der äquatorialen Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit sind wir erstaunlich gut klar gekommen. Vielleicht auch, weil wir so viel Zeit unter Wasser verbracht haben :-)
Wir sind froh, dass wir uns für Indonesien entschieden haben und freuen und nun auf Nepal.

Bis bald,
Nadine und Michi