Dienstag, 13. Januar 2015

Panama - Boquete / Bocas del Toro / Panama City

Schon befinden wir uns im letzten Drittel der Reise. Die folgenden 10 Tage führen uns vom Landesinneren (Boquete / Lost and Found Hostel) über Bocas del Toro an der Karibik zurück nach Panama City. Wir erleben einen wilden Wettermix und entdecken wieder wunderschöne Natur. Vor allem der Regenwald bietet eine nahezu unermessliche Vielfalt an Tieren und Pflanzen und zieht uns immer wieder in seinen Bann. Dazu gehören manchmal auch etwas widrige Umstände, aber der Name Regenwald kommt ja nicht von ungefähr.
Trotz des relativ schlechten Wetters in Boquete haben wir uns vorgenommen, einen Teil des berühmten "Sendero de los Quetzales" zu erwandern. Die Wanderung führt zunächst auf einem breiten, dann auf einem immer schmaleren Pfad direkt durch den Regenwald.
Die Klimazone in Boquete nennt sich Nebelwald. Auf der einen Seite zeigt sich das in wunderbarer saftig grüner Vegetation, auf der anderen Seite gibt es immer viel Feuchtigkeit. Der Pfad verwandelt sich an vielen Stellen in einen einzigen Matsch und auch Flüsse sind zu durchqueren.
Unterwegs bewundern wir die tollen Pflanzen und erspähen immer wieder bunte Vögelchen. Ein Quetzal ist leider nicht dabei.
Aber dafür gibt es natürlich jede Menge Lianen, die auf Reissfestigkeit und Flexibilität überprüft werden können. 
Die Pflanzen im Regenwald sind alle eine Nummer grösser wie gewohnt. Ersatz für den Regenschirm ist schnell gefunden und wir kommen uns oft vor wie geschrumpft.

In Boquete ist fast alles ausgebucht, so dass wir 2 Stunden durch den Ort laufen mussten, um einen Unterkunft zu finden. Schlussendlich hilft uns ein Rezeptionist eines ausgebuchten Hotels, der einen Guide kennt, der privat Cabanas vermietet. Diese teilen wir uns mit den beiden lieben Holländern, die mit uns aus Santa Catalina angereist sind und auch schon in unserer Tauchgruppe dabei waren. Am nächsten Morgen sehen wir erst so richtig, in was für einem schönen grossen Garten wir gelandet sind. 
Boquete selbst ist im Vergleich zu El Valle recht gross und auf den ersten Blick sehr touristisch. Auf den zweiten Blick sieht man aber auch viele Einheimische, die die Attraktionen und angenehmen Temperaturen geniessen (ca. 25 Grad). Der sehr belebte, zentral gelegene Park von Boquete ist noch immer weihnachtlich dekoriert und sehr sympathisch.
Hier nehmen wir gerade - mit den mit uns gereisten Holländern - einen Zwischensnack ein. Leckere Fleischspiesse, die auf dem Markt an einem kleinen mobilen Minigrill für uns zubereitet wurden (typisch Einheimisch).
Im Garten schwirren viele Schmetterlinge unher und trinken den Nektar aus den "Pfeifenputzer"-Blüten.
Am folgenden Tag wollen wir einen der schönen Gärten in Boquete besuchen. Der Weg dorthin stellt sich allerdings zunächst als Sackgasse heraus. Hier war bis vor kurzem offenbar noch eine Brücke? Da müssen wir wohl die 2km Umweg bis zur nächsten Brücke in Kauf nehmen.
Nach etwas mehr als einer Stunde marschieren haben wir den Garten über eine sehr steile (und daher recht anstrengende) Strasse erreicht. Leider ist der Garten heute aber geschlossen...
Die bemalten Steine sind daher die Einzigen, die etwas zu lachen haben.
Am Wegesrand sehen wir eine wilde Himbeere, die uns
 ein schönes Fotomotiv bietet und die wir wir gleich danach aufessen.


Bei dem Versuch, uns mittels einer Runde von Hinten wieder der Stadt zu nähern, durchqueren wir mehr oder weniger freiwillig eine Kaffeeplantage. Ja, die roten Beeren sind der spätere Kaffee.
Hier mopst Nadine gerade eine Orange. Wir haben allerdings nur eine bereits vom Baum gefallene genommen, die hier offenbar sonst niemand einsammelt. Seltsam, wo sie doch super süss und lecker sind.
Boquete hat sich nach dem etwas schlechten ersten Eindruck (keine Unterkunft, so viele Touristen) in unserer Meinung wieder rehabilitert. Bei unserer Wanderung stossen wir auf einen für die baldige Blumenmesse wunderschön gestalteten Garten. Immer wieder im Ort entdecken wir liebevoll bemalte Häuser, Schilder und Stände.
Am letzten Morgen in Boquete sehen wir am Morgen direkt vor unserer Tür einen tollen Regenbogen.
Unserer nächster Stopp soll das Lost And Found Hostel sein, das mitten im Nebelwald liegt. Dafür sind zwei Etappen mit dem öffentlichen Bus geplant. Von Boquete nach David dürfen mit mit einem originalen US-Schulbus mitfahren.
Die Weiterfahrt von David verzögert sich leider. Da wir unterwegs im Hostel aussteigen und nicht die gesamte Busstrecke fahren wollen, wollen uns die Busse nicht mitnehmen. Wir werden so lange gebeten, draussen zu warten bis der Bus mit voll zahlenden Gästen besetzt ist und davon fährt... In den nächsten sind wir dann einfach eingestiegen.
Das Wetter in unserer Unterkunft in den Bergen lässt allerdings sehr zu wünschen übrig. Wir erleben einen mittleren Sturm und ca. 30 Stunden Dauerregen. Es wird sogar tatsächlich etwas kühl (ca. 20 Grad). Am zweiten Tag können wir glücklicherweise an einem Ausflug teilnehmen, der in die tiefer gelegenen Täler führt. Dort ist wunderschönes Wetter und wir haben die Gelegenheit, an einem tollen Wasserfall zu baden und von den Klippen zu springen.
Links kann man erahnen, wie toll die Aussicht eigentlich hätte sein können.
Rechts werden wir von einem interessanten Gespann einige Zeit "behindert".
Später besuchen wir noch heisse Quellen, was bei mehr als 30 Grad Lufttemperatur zwar etwas seltsam ist, aber trotzdem gut tut. 
In der Nähe der Quellen können wir uns an eine Gruppe sehr schöner Schmetterlinge heranschleichen und tolle Aufnahmen machen.
Und schon befinden wir uns auf der Isla Bastimentos, in der Nähe von Bocas del Toro. Dabei handelt es sich um eine Inselgruppe ganz im Nordwesten Panamas. Wir sind als nochmal an die Karibikküste zurückgekehrt.
Doch was ist das? Stellt man sich so die Karibik vor? Wohl kaum. Wir haben auch hier in den kommenden Tagen mit den Nachwehen eines Sturmtiefs über der gesamten Karibik zu kämpfen.
Immer wieder brauen sich am Himmel graue Wolken zusammen, aus denen es aber leider auch sehr häufig regnet.
Nach weiteren 24 Stunden ununterbrochenem Regen sieht der Strand und der Weg über die Insel dann so aus. 

Andererseits sind das ideale Bedingungen für den Erdbeer-Pfeilgiftfrosch, der auf der Insel durch seine Isolation eine leichte Farbmutation der eigentlichen Art aufweist. Dieses süsse Fröschlein ist nur zwischen einem und zwei Zentimeter gross und hält sich hauptsächlich an Baumstämmen auf. Nach fast einer Stunde Suche entdecken wir ein Exemplar. Wäre er grün, so wäre die Suche sicher aussichtslos.
Nach dem Regen spriessen auch seltsam aussehende Pilze aus dem Boden.
Wenn der Weg kein Weg sondern eher ein Fluss ist, kann man diesen auch als Flip-Flop-Surfstrecke verwenden.
Wir übernachten in einem "Luxus"-Zelt, das auf Stelzen über dem Waldboden aufgestellt und mit echten Betten ausgestattet ist. Nach der vielen Feuchtigkeit ist es aber leider auch im Zelt recht feucht, was auf Dauer ein wenig anstrengend ist.
Trotz des Wetters hat das Wasser fast 30 Grad Wärme. Man kann wegen der grossen Wellen zwar nicht schwimmen, aber hüpfen und sich überrollen lassen, macht auch viel Spass (was an unseren Gesichtsausdrücken deutlich ablesbar ist) ;-)
Ansonsten ist es trotzdem recht warm und wir relaxen am Strand, wenn es gerade mal nicht regnet.
Am letzten Tag erkunden wir die Insel zu Fuss und begegnen dabei recht wenigen Menschen.

Dafür entdecken wir aber einigen Tieren. Unter anderem diesem hübschen, bunten Vogel und einem süssen Faultier, das hoch oben im Baum die unglaublichsten Turnübungen vollführt.
Beim Frühstück entdeckt ein kleiner Gecko Wasserreste auf unserem Tisch und schlabbert diese genüsslich auf.
Auf dem Weg zurück zum Bootssteg müssen wir nochmals die Insel durchqueren und entdecken dabei ein weiteres Erbeer-Pfeilgiftfröschlein.
Wir gönnen uns in Bocas der Toro ein leckeres Sushi und schon sitzen wir in der Turboprop zurück nach Panama City. Der Flug dauert nur 50 Minuten. Mit dem Bus waren wir über 12 Stunden unterwegs.
Letzter Reisetag: Von Panama City aus haben wir eine Tour über den Panamakanal zum Lage Gatun und einem Indianerdorf gebucht. Mit mehr oder weniger heissen Booten, geht die Fahrt los (unser Boot ist leider das zweite, obwohl Michi doch so gerne mit dem gelben gefahren wäre).
Auf dem Kanal können wir die Verbreiterungarbeiten aus nächster Nähe ansehen.
Sobald sich das Boot den kleinen Inseln im See nähert, springen kleine Kapuzineraffen an Bord und schnappen sich alle Bananen, die nicht sicher genug verstaut sind. Ob diese Fütterung im Nationalpark so richtig toll ist, darf bezweifelt werden.
Im Indianerdorf erklärt uns dann ein Bewohner und unser Guide etwas über die Geschichte, Kultur und das Leben der indigenen Stämme Panamas.
Die Kinder sind - wie immer - am neugierigsten und wollen sofort die von ihnen gemachten Bilder auf dem Display anschauen.
Auf dem rechten Bild hat das kleine Mädchen eine Blattschneiderameise gefangen und zeigt sie uns ganz stolz.
Die Indios sind teilweise noch mit traditionellen Einbäumen unterwegs und leben hauptsächlich vom Fischfang (Eigenbedarf). Der "Snail Kite" dagegen lebt nur von einer Wasserschneckenart und ist daher nur sehr regional zu finden.
Auf der Rückfahrt begegnen wir dann noch den Ozeanriesen, die den Kanal durchqueren. Sehr beeindruckend.
Am letzten Abend gönnen wir uns noch ein frisch vom Eisblock und mit Sirup und Kokos-Sauce gehobeltes Softeis an der Promenade. Sieht gut aus, ist aber wegen des Sirups unfassbar süss.

So geht es entlang der am Sonntagabend vielbevölkerten Promenade nochmals in Richtung Altstadt, wo wir auf einer Rooftop-Bar den letzten Cocktail des Urlaubs trinken.

Fazit: 
Wieder einmal haben wir sehr viel erlebt aber auch einige Ruhetage und -phasen eingelegt. Insgesamt eine gute Kombination aus Regenwald, Bergen und Meer in den etwas mehr als drei Wochen. Die folgenden Dinge sind uns besonders aufgefallen und werden uns in Erinnerung bleiben:
  • Die Panamaer sind ein eher zurückhaltendes und sanftmütiges Volk und insgesamt sind die Leute sehr freundliche und hilfsbereit
  • Man kann die grösste Biodiversität der Welt am eigenen Leib erfahren. Dazu muss man zwar manchmal etwas dreckige Schuhe in Kauf nehmen, aber der Wald heisst ja nicht umsonst Regenwald
  • Faultiere sind viel knuddeliger als sie aussehen und doch nicht sooooooo langsam
  • Panama City´s Skyline braucht sich hinter keiner Metropole zu verstecken. Dass wir hier so viele Wolkenkratzer sehen würden, hätten wir nicht erwartet. Aber besonders die Altstadt (Casco Viejo) hat sehr viel Charme und lädt zum bummeln und verweilen ein
  • Wer genau hinschaut und sich entsprechend Zeit nimmt, wird im Dschungel mit einem Pfeilgiftfröschlein belohnt :-)
  • In einen Kleinbus passen ganz viele Menschen: ca. 20 Menschen auf den 9 Sitzplätzen und noch drei bis fünf Personen in mehr oder weniger stehender Haltung  
  • Wieder haben wir mit anderen Reisenden tolle Bekanntschaften geschlossen, die hoffentlich auch über die Reise hinweg Bestand haben werden
Viele liebe Grüsse und vielleicht / hoffentlich / ganz sicher bis bald,
Michi und Nadine