Mittwoch, 27. März 2013

Myanmar / Burma / Birma

Wie man bereits am Posttitel erkennen kann, haben wir uns nun in ein Land begeben, das sich auf der Suche nach der eigenen Identität befindet. Die Aussicht auf das ursprüngliche Südostasien in einem Land, das lange Zeit von der Aussenwelt abgeschottet war, hat unser Interesse geweckt. Erst seit 2010 ist Individualtourismus in dem von einer Militärregierung gebeutelten Land wieder erwünscht. Seither nehmen die Besucherzahlen exponentiell zu. Dennoch sprechen die ca. 300.000 jährlichen Besucher im Vergleich zu den 14 Millionen Thailand-Touristen eine deutliche Sprache. Was erwartet uns also in einem Land, dass nach dem Rückzug der englischen Besatzer vor 50 Jahren scheinbar in seiner Entwicklung stagniert ist? So ganz genau wissen wir es vorher nicht, aber auch darin besteht der Reiz, ein solches Land im Rahmen unserer Reise zu besuchen. Einzig mit unserem Lonely Planet unter dem Arm machen wir uns also auf dem Weg und werden in den etwas mehr als zwei Wochen so einige Kuriositäten und Einzigartigkeiten erleben.
Wie immer - dazu unsere Bilder und kurze oder in diesem Fall auch teilweise ausführlichere Kommentare:

 Los geht es in Yangon, der grössten Stadt in Myanmar. Dort wird gerade eine der Hauptstrassen mit dem Vorschlaghammer und der "Steintragen"-Methode ausgebessert. Hier geht es tatsächlich noch zu wie in alten Zeiten, Maschinen werden im Strassenbau offenbar kaum eingesetzt.

Strassenmärkte gibt es wie Sand am Meer. Hier decken die Einheimischen ihren alltäglichen Bedarf.

 Vor einem hinduistischen Tempel sehen wir eine "Girlandenkette" von Tauben. Unter die Masse an Tieren hat sich auch ein weisses Exemplar gemogelt.

 Dem europäischen Elektroinstallateur mögen bei der Ansicht dieses Bildes wohl die Haare zu Berge stehen. Für den Burmesen hingegen ist dies offensichtlich die praktischste Art, an Strom zu kommen: einfach die Hauptleitung anzapfen und ein Käbelchen in Richtung der Wohnung ziehen.

 Die Shwedagon Paya ist eine der wichtigsten Pilgerstätten in Myanmar. Hier ist alles mit Gold überzogen, was sowohl bei Tageslicht als auch bei Nacht eine beeindruckende Kulisse erzeugt.
Die Neonlichter hinter der Buddha-Statue finden wir zwar etwas kitschig, der meditierende Mönch davor ist dafür aber umso authentischer.

 Nun zum Thema öffentlicher Verkehr. Der blaue Truck auf dem linken Bild ist ein Nahstrecken-/Mittelstreckentransportmittel. Es werden einfach so viele Personen reingesteckt, dass niemand mehr herausfallen kann und schon geht es los. Billig, aber natürlich wenig komfortabel.

Das zweite Bild haben wir im Wartebereich des Busterminals aufgenommen. Besonders lustig fanden wir die "Ahnengalerie" der Busse an der Wand. 

 Zweiter Stop ist beim "Golden Rock", einer weiteren Pilgerstätte. Mit einem Truck wird man auf halbe Höhe des Bergs transportiert, danach geht es ca. 45 Minuten zu Fuss bergauf weiter. Auf dem Weg dorthin kann man formschöne Bambuswaffen für Jung und Alt kaufen.
Wer den mittelmässig anstrengenden Pfad nicht selbst schafft oder royale Fantasien hat, kann sich auch in einer der abgebildeten Sänften hochtragen lassen.

 Touristenattraktion Teil 1: Myanmar ist das erste Land auf unserer Reise, in dem wir als Attraktion auf Ferienbildern der Einheimischen abgelichtet werden. Wir nutzen die Gelegenheit natürlich ebenfalls für ein Konterfoto.
 Der Blick auf und vom Golden Rock ist tatsächlich beeindruckend. Der Stein balanciert auf einer Felskante und wird ständig mit Blattgold von den Gläubigen beklebt.
Frage: Was ist das? 
Antwort: Die örtliche Wasserversorgung.
Eines unserer Lieblingsbilder, auf dem man sehen kann, wie die einzelnen Ortsteile ihre (unbehandelte) Wasserversorgung sicherstellen. Wenn alle Pumpen laufen, bricht diese häufig zusammen, weil dann der Wasserpegel der Quelle absinkt. 

Natürlich testen auch wir einen der Trucks auf einer ca. viereinhalbstündigen Teilstrecke. Richtig anfreunden können wir uns jedoch ehrlich gesagt nicht damit. Die ungepolsterten Holzbänke sind in einem rückenbrecherischen spitzen Winkel montiert und die "Ladefläche" wird mit Mensch und Material bis unter das Dach vollgestopft. Wer nicht so auf fremden Körperkontakt steht, dem sei der Aircon-Bus empfohlen.

 In Hpa-An angekommen, finden wir nach einigem Suchen ein schönes Hotel mit Blick auf den Hausberg, den wir am kommenden Tag - bei gefühlten 60 Grad in der Sonne - erklimmen. 

Hier sieht man eine burmesische Zahnarztpraxis. Hinter dem grünen Vorhang auf dem linken Bild befindet sich die Strasse (der Vorhang dient wahrscheinlich dem minimalen Staub- und Sichtschutz), auf dem rechten Bild sieht man den Arbeitstisch. Praktischerweise ist auch gleich die Garage und der Putzmittelschrank im Behandlungszimmer. Wir hoffen, dass die unter dem Schrank liegenden Werkzeuge nicht bei der Zahnbehandlung zum Einsatz kommen.
P.S.: Vielleicht fragt ihr euch nun, warum wir in Myanmar beim Zahnarzt waren (@Roli: nein wir werden Dir nicht untreu). Ist doch klar, der Zahnarzt verfügt über die grösste Menge Bargeld. Hier können wir zu einem tollen Kurs unsere US-Dollars in die einheimische Währung umtauschen. Mehr zum Thema Geld und Geldwechsel erzählen wir gerne nach unserer Rückkehr.

 Diese beiden Bilder zeigen die Müllentsorgung der Einheimischen. Falls sich praktischerweise ein Fluss in der Nähe befindet, treibt das Problem mit dem Restmüll von selbst davon. Falls nicht, wird der Müll auf der nächstgelegenen freien Fläche entsorgt.


 In Hpa-An unternehmen wir mit einem hervorragenden Guide eine ganztägige Motorradtour, bei der er uns zu verschiedenen Höhlen und Tempelanlagen bringt. Die Landschaft ist ebenfalls sehr beeindruckend.

 Touristenattraktion Teil 2: Bei diesem Ausflug werden wir gleich mehrmals von Einheimischen um ein gemeinsames Bild gebeten.

 Hier macht Michi mit seinem Helm der Marke "Panzergrenadier" einen kurzen Fotostop auf der staubigen Piste.

 Nachdem wir barfuss(!) eine riesige, stockdunkle Höhle durchquert haben, schimmert uns auf der anderen Seite ein See mit einem kleinen Einheimischendorf entgegen. Dort wird noch rustikal gebadet. Das Kind hat aber offensichtlich Spass daran.

 Mit einem Einbaum lassen wir uns gemütlich über den See schippern. Auf der anderen Seite des Sees geht es aussen herum wieder zum Höhleneingang zurück (alles barfuss, aua).

 Ob dies wohl tatsächlich ein Schnabeltier darstellen soll? Wir gehen jedenfalls davon aus.
Das zweite Bild zeigt eine unendlich erscheinende Schlange von Mönchsfiguren, die zu einem Tempel führt. Wer genau hinschaut kann erkennen, dass sich ein "Nicht-Mönch" in das Bild geschlichen hat.

 Als letzte Station des Tages geht es zu einer Art Freibad, einem beliebten Treffpunkt der Einheimischen (was bei der Hitze auch durchaus nachvollziehbar ist).
Nachdem der Staub des Tages abgeduscht ist, gehen wir noch in ein kleines, indisches Lokal, wo wir vom bisher jüngsten Kellner bedient werden - der aber ohne Probleme korrekt die Rechnung im Kopf erstellen kann.
 
 Nach so langer Zeit wird jede Gelegenheit genutzt, das eigene Gewicht zu ermitteln. Schock! 8 kg zugenommen? Ah nein...nur vergessen den Rucksack abzunehmen.

Hier der Bilderbeweis, dass es in so mancher Unterkunft in Myanmar doch recht rustikal zugeht. Auch die hygienischen Umstände sind teilweise sehr fragwürdig.

 Das wahrscheinlich beeindruckendste Ziel im Land ist die Ebene von Bagan, in der sich mehr als 3500 Tempelanlagen einer historischen Königsstadt auf dichtestem Raum befinden. Diese lassen sich bequem mit Fahrrädern erkunden und teilweise auch (zu Fuss) besteigen.

 Wem die Radtour bei nahezu 40 Grad im Schatten noch nicht ausreicht, dem werden am Strassenrand weitere Trainingsgeräte zur Verfügung gestellt.

 Michi hat das Bienennest an einem Tempel leider zu spät gesehen. Pieks, schon im Gesicht gestochen. Die Biene war zum Glück recht klein. Das Auge schwillt daher nur ein klein wenig zu und ist nach zwei Tagen auch bereits wieder ok.
Zwischenzeitlich zieht eine Herde Rinder durch die Ruinenlandschaft.
 Insbesondere zum Sonnenuntergang bieten sich fast surreal anmutende Bilder der tempelübersäten Landschaft.

 Weiter geht es mit einer gemütlichen, 13,5-stündigen Bootsfahrt nach Mandalay und von dort aus weiter in den Norden des Landes, wo es etwas gebirgiger wird. 

 Links das normale Strassenbild von Mandalay mit vielen Kleinst-Strassengeschäften. 
Rechts führt uns der Besitzer eines Buchladens zur lokalen Wäscherei, wo wir unsere Wäsche zu einem Bruchteil des Hotelpreises flusswaschen lassen (mit Waschmittel, das zuerst gekauft werden muss).

 Wir haben uns vor Ort für ein 2-tägiges Trekking mit Übernachtung in einem Gebirgsdorf entschieden. Auf dem Weg dorthin begegnen wir Wasserbüffeln und lustigen Haustieraffen.

 Das Dorf, in dessen Umgebung hauptsächlich grüner Tee angebaut wird, ist grösser als wir vermutet haben. Hier leben ca. 700 Personen. Am Abend werden die frisch gepflückten Teeblätter direkt verarbeitet. Die Kinder müssen überall mit anpacken.

 Ausserdem besichtigen wir - zurück im Ausgangsort - eine Reisnudelfabrik. Am besten gefällt uns, wie die Nudeln direkt neben der Staubstrasse sonnengetrocknet werden. Das könnte auch der Grund dafür sein, warum es beim Nudelessen manchmal zwischen den Zähnen knirscht ;-)

 An der Aufgeschlossenheit und dem Interesse der Kleinen merkt man, dass hier noch nicht allzu viele Touristen vorbeigekommen sind. "Bye bye" ist das erste ausländische Wort, das die Kinder hier aufschnappen und so wird man damit von ständigem Zurufen und Winken auf dem Weg begleitet.
Auch hier kann man auf der Strasse überrollt werden. Zwar nicht von motorisierten Gefährten, aber dem Büffelkarren möchte man dennoch nicht unter die Räder kommen (Nadine riskiert einiges für ein schönes Foto).

 Die Holzpferde verkörpern "nats". Diese Geister werden von den Bergvölkern neben dem allgegenwärtigen Buddha noch immer stark verehrt und erhalten daher ebenfalls angemessene Opfergaben.
Die Kinder haben derweil ein Transportmittel in Form eines Büffels gefunden und lassen sich gemütlich durch das Dorf tragen.

 Bei der Gastfamilie im Bergdorf geht es erwartungsgemäss rustikal zu. Das vegetarische Essen ist dafür aber sehr lecker. Die extrem schlechte Nacht auf der zwei Zentimeter dicken Matratze bleibt dagegen hoffentlich die Ausnahme.

Wieder im Ort angekommen, führt uns der Guide noch zu sich nach Hause, um uns ganz stolz seinen drei Monate alten Sohn zu zeigen.

Zum Schluss noch unser bisheriges Lieblingsbild, das wir zufällig in einem der Minimärkte aufgenommen haben.
Unter dem Motto: "Geldwäsche leicht gemacht", oder "Semiprofessionelle Geldwäsche für den Heimgebrauch" kann hier Waschmittel erworben werden. Was uns die Geldscheine auf der Packung sonst sagen sollen, bleibt ein Rätsel.

Danach geht es wieder mit dem Bus zurück nach Mandalay.
Als Fazit kann man das bestätigen, was wir kürzlich so schön in einem Reisemagazin gelesen haben: 
"A certain amount of discomfort enhances the overall holiday experience". Für uns heisst das: trotz oder gerade wegen dieser teilweise speziellen Erfahrungen, wird uns das Land sicher in guter Erinnerung bleiben.

Wir fliegen zurück nach Bangkok, von wo aus wir die weitere Planung vornehmen werden.

Viele Grüsse,
Michi und Nadine