Samstag, 24. November 2012

Chile - Goodbye Südamerika

Hallo zusammen,

vielen Dank für die lieben Geburtstagsgrüsse für Nadine über Blog, Email, WhatsApp oder Telefon. Sie hat sich sehr gefreut J
Inzwischen sind wir schon einige Tage in Australien unterwegs und reisen mit Michaels Eltern durch die Lande. Allerdings gibt es hier kaum kostenlosen Internetzugang. Deswegen sind wir mit unseren Emails und unserem Blog kräftig in Verzug.

Bald kommen aber die ersten Bilder aus Australien: Sydney und der tropische Norden überhalb von Cairns haben uns gut gefallen. 

Nun aber erst zur Vollständigkeit ein Post zu unserem Südamerikaabschluss...

Liebe Grüsse
Nadine und Michael


TORRES DEL PAINE / SANTIAGO DE CHILE:
Von unserer Reise sind nun fast fünf Monate vergangen und wir haben den amerikanischen Kontinent verlassen. Unsere letzten Tage in Südamerika verbringen wir wieder in Chile: noch ein Stop in Patagonien (Puerto Natales), bevor wir nach Santiago de Chile fliegen.

In Puerto Natales wollten wir ursprünglich 3 Tage einen Teil des unter Wanderern weltbekannten W-Treck im Torres del Paine Nationalpark machen. Dummerweise war der Bus schon voll, als wir (zugegebenermassen sehr kurzfristig) am Vorabend das Ticket kaufen wollten - was uns zwar einen relaxten Zusatztag in Bariloche beschert hat, aber leider einen Tag weniger für den Nationalpark in Chile bedeutet.
Mit einem Dreitagestrekking wird es also nichts mehr, ist aber auch nicht so schlimm, da wir uns so die extrem überteuerten und unbequemen Refugios im Nationalpark ersparen können.

Hinweis für die Roli: Vorsicht, weiter unten kommt wieder ein Spinnenfoto! ;-)


Wind, Wind, Wind. Ein sturmartiger Wind begleitet uns durch Patagonien und hat in Puerto Natales weiter an Stärke gewonnen

Dieses Tier ist das Maskottchen von Puerto Natales. Was es genau ist können wir nicht sagen, denn die Erklärungsplakette fehlt. Dass Nadine ihm frech auf den Schwanz getreten ist, hat ihm offenbar nicht gefallen. 
 
Heimatgefühle - im Supermarkt gibt es Knax Essiggurken aus Hengstenberg. Das haben wir auf dem ganzen amerikanischen Kontinent sonst nicht gesehen.
Aber statt den Essiggurken gönnen wir uns lieber ein riesiges Eis mit dreifach-Schokiüberzug.

Auf der Busfahrt zum Torres del Paine Nationalpark legen wir eine grössere Pause ein, bis geschätzte eine Millionen Schafe die Strasse überquert haben.

Das Wetterglück ist uns wieder hold und an unserem Hauptwandertag, an dem wir zur Basis des Bergmassivs „ Torres del Paine“ laufen, scheint die Sonne.
Die Wanderung ist anstrengend, Michael erklettert jedoch auch die letzten Felsen vor den berühmten Torres del Paine. 
In der Abendsonne warten wir auf den Transferbus, der uns aus dem Nationalpark abholt. Ohne Bewegung und mit dem starken Wind ist es wieder sehr kalt und wir ziehen alle Klamotten an, die wir dabei haben.

...zurück in Puerto Natales. Nicht nur in typisch chinesischen Allerleiläden, sondern auch im Zeitschriftengeschäft gibt es offenbar Kätzchen zu kaufen. 

Auch in Santiago de Chile haben wir Glück mit dem Wetter und die Plaza de Armas zeigt sich von ihrer schönsten Seite.

Nicht nur wir kommen auf die Idee, uns einer "Free City Tour" anzuschliessen. Auch ca. 30 weitere Touristen und 3-4 Strassenköter lauschen den enthusiastischen Erklärungen unseres sympathischen Guides.

Demonstriert wird nicht nur in Buenos Aires, auch in Santiago haben wir eine lautstarke Demo inkl. umfangreichem Polizeiaufgebot erlebt.

Santiago gefällt uns gut und wir lauschen eine Weile den richtig guten Strassenmusikanten.

Unser letztes Bierchen in Südamerika - bei so einem schönen Etikett wird man ganz wehmütig.

 Als wenn wir vom Bergwandern nicht genug hätten, wandern wir Abends noch kurzerhand den Hausberg hinter unserem Hostel hoch. Zu sehen gibt es auf dem Gipfel eine Jungfrauen-Statue, einen schönen Park und eine tolle Aussicht über die Stadt. Wieso neben uns noch so viele andere Leute auf dem Berg sind (inklusive Fernsehkameras und grosse Fotoapparate), erfahren wir erst später. Offenbar hat ohne unser Wissen eine (partielle?) Sonnenfinsternis statt gefunden. Wir sind leider zu früh wieder runter gelaufen weil wir Abends noch den neuen James Bond im Kino gucken wollten (Empfehlung an alle, die ihn noch nicht gesehen haben).

Wir sind durch Dschungel, Wildnisse und Nationalparks gewandert - doch die grösste Spinne begegnet uns auf dem vielbegangenen Weg vom Berglein inmitten von der Grossstadt Santiago de Chile. Wer hätte das gedacht...
@Arno: Was für ein nettes Tierchen ist das denn genau?



Unser kleines Fazit für Südamerika:
Die Vielfalt und die Unterschiede der einzelnen Länder sind enorm, kein Wunder bei einem so grossen Kontinent. Über jedes Land könnte man eigene Geschichten und Erlebnisse wieder geben und es ist schwierig, allgemeine Aussagen über „Südamerika“ zu treffen.

Wir hatten den Eindruck, dass die Menschen sehr höflich und freundlich, aber eher zurückhaltend sind - sicher nicht so offensiv freundlich und offen wie in den USA. Es stimmt auch sicher, dass die Servicequalität in Restaurants und Hostels Chile und Argentinien oft zu wünschen übrig lässt.

Die Unterschiede zwischen arm und reich sind je nach Region stark an den Behausungen und Lebensumständen zu sehen, wohingegen die persönliche Armut für uns Touristen nicht so präsent ist. Bettler oder Obdachlose sieht man relativ wenig und auch von Verkäufern wird man kaum belagert.

Was Pünktlichkeit und Organisation angeht, waren wir insgesamt positiv überrascht. Ausflüge, Transporte, öffentlicher Verkehr, Buchungen etc. haben reibungslos funktioniert, wenn auch mit nach deutschen Verhältnissen recht grossem Personalaufwand. (Natürlich hat nicht immer alles geklappt wie z.B. der Flug mit LADE nach El Calafate...).

Die viventura-Gruppenreise war super und toll organisiert. Es war richtig schön, sich nicht jeden Tag Gedanken über das Programm, Essen und Übernachtung des folgenden Tages machen zu müssen. Wir haben in kurzer Zeit viele Highlights von Peru und Bolivien und die Gesellschaft unserer deutschen Mitreisenden und unseres Reiseleiters genossen. Die Kehrseite der perfekten Betreuung und der Gruppenaktivitäten ist jedoch, dass manchmal der individuelle Kontakt zu den einheimischen Menschen und das Abenteuer des selber-organisierens fehlte. Es ist eben ein anderer Reisestil.

Sicherheitstechnisch ist uns nichts negatives passiert, kein Überfall und kein Diebstahl. Ok, bei Michaels Fototasche in Lima waren wir irgendwie selbst schuld. Solange wir individuell unterwegs waren, haben wir meist öffentliche Verkehrsmittel benutzt, und auch dort ist trotz einiger Warnungen nichts passiert.
Insgesamt haben wir uns in Südamerika sehr wohl gefühlt und sind viel besser als erwartet zurecht gekommen. Unsere Spanischgrundkenntnisse haben dabei geholfen.

Auf jeden Fall werden wir irgendwann wieder kommen. Ganz oben auf unserer ToDo-Liste steht Kolumbien. Wir haben so viel Gutes gehört, dass es unser nächstes Reiseziel in Südamerika werden wird. Auch Brasilien werden wir sicher noch einen Besuch abstatten.



Auf geht´s über den Pazifik in Richtung Australien...cu soon down under.

Montag, 12. November 2012

Argentinien - El Calafate und El Chaltén

Weiter geht es in Richtung Süden. Die nächste Station bringt uns in die geografisch südlichste Region unserer Reise. Nachdem wir beschlossen haben, Feuerland mit Ushuaia wegzulassen, wird als das Southern Glacier Icefield unsere letzte Station in Argentinien.

Unser günstig erstandener Flug steht an. Der Tag beginnt allerdings mit einigen Schwierigkeiten. Zuerst lässt man sich bei der Rückgabe unseres Mietwagens in Bariloche sehr viel Zeit, verspricht uns aber, dass wir zum Flughafen gefahren werden. Als der Fahrer nach mehreren Telefonaten mit der Vermietstation (während denen er immer nur noch maximal 5 Minuten weit weg zu sein schien) doch noch ankommt, sind es noch 15 Minuten bis zur letzten Check-In Möglichkeit. Die Fahrzeit zum Flughafen beträgt ca. 30 Minuten. Unser Fahrer schafft es mit einigen Verkehrsverstössen in 18 Minuten und wir sausen zum Check-In.

Dieser hat noch geöffnet, Puh Glück gehabt. Als nächstes wird Nadines Handgepäck gründlich durchsucht. Offenbar hat irgendetwas die Aufmerksamkeit der Sicherheitsbeamten erregt. Es ist das Taschenmesser, das wir auf den vielen Wanderungen dabei hatten. Zum Glück darf Nadine aber noch einmal raus und den Rucksack einchecken. Schon wieder Glück gehabt. Kurz darauf wird Nadine von einem Sicherheitsbeamten aufgerufen und muss nochmal raus - der GPS Empfänger, der am neu eingecheckten Rucksack hängt sieht verdächtig aus und muss identifiziert werden.

Danach warten wir auf den Abflug. Leider ist schon bald die Anzeige "demorado" (verspätet) auf dem Display zu sehen. Mehr als eine Stunde später dürfen wir den recht kleinen Flieger dann doch betreten. Er ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Nach einer halben Stunde entsteht plötzlich Unruhe und die vorderen Reihen beginnen, das Flugzeug wieder zu verlassen. Offenbar wurde mitgeteilt, dass ein technisches Problem besteht. Wir verlassen die Maschine wieder und werden ins Terminal zurückgebracht. Das Problem soll behoben werden. Falls dies nicht möglich ist, wird eine Ersatzmaschine zur Verfügung gestellt. Nach insgesamt 7 Stunden am Flughafen stellt sich heraus, dass keine Reparatur möglich ist und auch kein Ersatz beschafft werden kann. Der Flug ist gecancelled uns soll morgen durchgeführt werden.

Wir werden (alle!) auf Kosten der Airline in ein Hotel in Bariloche zurückgebracht. Dort bekommen wir gratis Abendessen und Frühstück am nächsten Morgen. Da die staatliche Fluggesellschaft LADE aber nur einmal pro Woche den Flug nach El Calafate durchführt, werden wir kurzerhand auf eine andere Linie umgebucht. Aerolineas Argentinas scheint wesentlich moderner. Das Flugzeug ist dreimal so gross und noch dazu ein Airbus der allerneuesten Kategorie. Super.

Mit einem Tag Verspätung (ungefähr zur gleichen Zeit wie auch der 28 Stunden-Bus) kommen wir dann doch noch in El Calafate an.
Hier ist das El Dorado des Trekkings. Ausserdem können diverse Gletscher besichtigt und begangen werden. Uns steht eine wunderbare Woche mit vielen Wanderkilometern bevor.

Nadine - bzw. ihr Handgepäck - wird wegen des Taschenmessers genauer untersucht.
Michi erfüllt Nadine einen Herzenswunsch und reitet mit ihr durch die Pampa.
Wie sich herausstellt, gehorcht Michis Pferd recht gut, Nadines hingegen lässt sich auch mit nachdrücklichem Einsatz nicht ermutigen, Befehle umzusetzen. Offenbar ist Michi ein Naturtalent.

Nach reiflicher Überlegung (aufgrund des hohen Preises) haben wir uns für eine BIG ICE Tour entschieden:
Diese führt uns an die Gletscherzunge des Perito Moreno. Es ist einer der wenigen Gletscher weltweit, die nicht aufgrund des Klimas schrumpfen. Wir sind von der Grösse, der Farbe und den Ausmassen schlichtweg begeistert.
Teil 2 der Tour führt an der Kante des Gletschers entlang ca. eine Stunde bergauf. Am Gletscherrand werden die Steigeisen angelegt und wir dürfen endlich aufs Eis.

Wir überqueren kleinere Gletscherspalten und geniessen die Aussicht in dieser unwirklich erscheinenden Umgebung.
Alle paar Meter verändert sich die Oberfläche und die Beschaffenheit der Eisstrukturen und laden zum fotografiert werden ein.

Wie tief dieser mit 2 Grad warmem Wasser gefüllter Spalt wohl sein mag? Die Eisdecke ist an manchen Stellen über 400 Meter dick.
An der vorderen Kante kann man den ganzen Tag über grössere und kleinere Eisbrocken abbrechen sehen und vor allem hören.

Aber Nadine. Was ist denn da passiert? Oh oh...da waren die Schuhe nach dem Eis einmal so sauber und dann so etwas. Mitten in das Schlammloch gestolpert. Zum Glück sind es aber nur Leihstiefel, weil man uns mit unseren Halbschuhen nicht auf das Eis lassen wollte.

Weiter geht es nach El Chaltén, dem selbsternannten Capital of Trekking. Dort sehen wir erst einmal rot: Büsche und Vögel.

Wenn man schon fast nicht mehr daran glaubt, passiert es dann doch. Wir erwandern den Mirador de los Condores. Und tatsächlich: endlich sehen wir die Könige der Lüfte. Erst zwei, dann gleich mehrere auf einmal. Die gesamte Reisezeit in Südamerika haben wir gehofft, sie zu sehen und doch mussten wir bis zur letzten Station darauf warten. Dafür geniessen wir die Augenblicke, in denen die tollen Vögel (Spannweite bis zu 3,20 Meter) über uns hinweggleiten.
Wer bei diesem Bild nicht an das Kinderlied "...Schwänzlein in die Höh..." denken muss, ist selber Schuld :-)
Am kommenden Tag ist das Wetter dann tatsächlich einmal so, wie wir uns Patagonien immer vorgestellt haben. Nach anfänglichem Niesel geraten wir auf unserer 20km-Tour in kräftigen Regen. Die Laune lassen wir uns aber - zumindest für das Foto - trotzdem nicht verderben.
Am Tag danach begrüsst uns schon früh am Morgen die Sonne. Von Regen keine Spur mehr. Wir machen uns auf die Königsetappe. Die Wanderung zum Cerro Fitz Roy (ca. 26 km - 7 Stunden) stellt sich als das Highlight unserer bisherigen Touren heraus. Hier sprechen die Bilder wahrscheinlich für sich.
Als der letzte, extrem steile Anstieg mit Neuschnee heil überstanden ist, können wir unser Glück nur mittels Freudensprüngen zum Ausdruck bringen. 
Der obligatorische Gipfel-Schnaps darf hier ober natürlich nicht fehlen. Möglicherweise wird dies der erste und einzige Schnee in dieser Saison für uns. Darum springne wir auch ohne zu zögern hinein und bewerfen uns mit Schneebällen.
Beim Abstieg können wir einen Specht aus nächster Nähe beobachten, der sich gerade ein neues Eigenheim zimmert.
Am Abend verlassen wir El Chaltén relativ erschöpft aber total glücklich und fahren mit dem Bus zurück nach El Calafate.

Damit ist der argentinische Teil der Reise beendet. Nächste Station ist der Nationalpark "Torres del Paine" in Chile, wo wir unsere letzte Woche in Südamerika einläuten werden.