Sonntag, 6. März 2016

Schwedisch Lappland

Hallo zusammen,

nach einer längeren Pause wird es wieder einmal Zeit für einen neuen Reisebericht. Dieses Mal führt uns die Reise nach Skandinavien, genauer gesagt nach Schweden. Hier wollen wir die Hauptstadt Stockholm erkunden und uns in den hohen Norden nach Lappland ergeben. Was wir dabei alles erlebt haben, zeigen die nun folgenden Bilder:

Wir starten die Reise in Stockholm, wo wir am 27.02. von Zürich aus ankommen.
Über airbnb haben wir ein tolles kleines Apartment gefunden, das Mitten im Zentrum der Altstadt (Gamla Stan) liegt. Vom 5. Stock aus haben wir einen tollen Ausblick über die Dächer der Stadt. Für den sportlichen Urlauber bietet sich auch die Möglichkeit eines Workouts im Apartment. Vor allem die 50kg-Hantel ganz unten links ist "schwer" beeindruckend.

Im Ausland besuchen wir gerne zunächst einen Supermarkt, um uns die lokalen Spezialitäten anzuschauen. In Schweden gibt es natürlich das Knäckebrot und offenbar auch Süssigkeiten in allen Farben und Formen.

Zu Fuss erkunden wir die unterschiedlichen Stadtviertel.
Stockholm ist umgeben von Wasser und besteht aus vielen Inseln, von denen viele komplett bebaut sind. Im Rathaus (das rotbraune Gebäude links) findet jedes Jahr im Anschluss an die Nobelpreisverleihung das Bankett statt.
Das Wetter zeigt sich von seiner schönsten Seite. Die Sonne scheint von einem wolkenlosen Himmel bei ca. 0 Grad Celsius. Vor kurzem hatte es hier -30 Grad Calsius *brrrr*.

Wir laufen noch ein Stück weiter und gelangen zu einem Hügel, von dem aus man die ganzes Stadt sehen kann.

Bei einem weiteren Supermarkt-Stop entdecken wir Tiefkühltruhen mit gefrorenen Früchten, die man sich selbst abfüllen kann - praktisch.
Ausserdem kann man sich hier auch verschiedene Teemischung selber zusammenstellen.
Wir entdecken allerlei spezialisierte Läden. Hier gibt es z.B. nur Bordüren und Webteile.
In den Gewässern wird mit interessanten Netzen nach Fischen geangelt.
Die Wasservögel machen es sich auf den umhertreibenden Eisschollen bequem.

Das Wappenzeichen von Schweden ist die Krone, die immer wieder anzutreffen ist.
Am zweiten Tag gibt es in einem originell beschrifteten Café ein spätes Frühstück. Hmmm, Apfelstrudel...
...und Quiche mit frischem Lachs.
Eine solche Enten- und Schwäne-Fütterungsstation haben wir noch nie gesehen. Am Futtertrog geht es entsprechend hoch her. Mit lautem Geschnatter und Gezeter machen sich alle Vögel über das Futter her. Wir beobachten das Gewimmel ein Weile und sehen lustige Szenen, wie Enten über Schwäne zurück ins Wasser stolpern.
Ein Besuch des Skansen-Freiluftmuseums gehört zum Pflichtprogramm eines Stockholm-Aufenthalts. Es bildet sozusagen das ganze historische Schweden im Kleinformat nach. In einzelnen Themenbereichen wird gezeigt, wie sich das Leben in den unterschiedlichen Gebieten über die vergangenen Jahrhunderte entwickelt hat.
Rentiere dürfen natürlich nicht fehlen.
Im Graueulen-Gehege sehen wir die Fütterung. Ausserhalb des Netzes entdecken wir einen Eichelhäher.
Feuer spielte früher als einzige Heizmöglichkeit eine zentrale Rolle. Auch heute lieben die Schweden das Lagerfeuer.
Ein Klassenzimmer aus dem Jahr 1910. In jedem Haus erzählt eine Person in traditioneller Kleidung, wie in der entsprechenden Zeitperiode gelebt wurde.
Wegen der strengen Kälte frieren die Gewässer teilweise oder häufig auch komplett zu.
Als kleine Stärkung für Zwischendurch gibt es einen echten schwedischen Hot Dog. Lecker.
Der Besuch im Vasa-Museum ist sehr beeindruckend. Die Vasa ist das weltweit einzige verbliebene Schiff aus dem 17. Jahrhundert. Auf dem Weg in den Krieg in Richtung Polen kam sie genau einen Kilometer weit uns sank wegen Konstruktionsfehlern nach 20 Minuten Fahrt im Hafen von Stockholm. In den 1960er-Jahren wurde sie wieder entdeckt und nach 333 Jahren wieder gehoben.
95% sind Originale. Mit einem enormen Aufwand wurde das Schiff restauriert und man versucht nun, es zu konservieren.
Sogar Hollywood hat sich inspirieren lassen. Die Black Pearl aus den Filmen "Fluch der Karibik" wurde nach dem Vorbild der Vasa gezeichnet.
Von aussen sieht man, wie hoch das Schiff seinerzeit gewesen ist.
Aufgrund der nördlichen Lage steht die Sonne immer sehr flach, wodurch fast immer Abendstimmung ist und das Licht besonders schön auf die Landschaft und die Häuser fällt.
Am Abend machen wir noch eine im Reiseführer beschriebene "Walking-Tour", die zu den schönsten Plätzen der Altstadt führt.
Währenddessen geht dann tatsächlich die Sonne unter. Aber auch die Dämmerung dauert bestimmt eine Stunde, so dass man ausreichend Zeit für tolle Bilder hat.
Weiter geht es mit einem Inlandsflug in Richtung Lappland.
Hier würde sich unsere Oma wohlfühlen. Ein ganzes Regal voll Wolle in allen Farben. Bei den langen Winterabenden haben die Leute sicher viel Zeit zu stricken.
Vom Fluhafen in Arvidsjaur machen wir uns über verschneite und vereiste Strassen mit dem Mietwagen auf den Weg nach Arjeplog - das Wintertest-Mekka der Automobilindustrie. Fast alle Hersteller und Zulieferer testen hier ihre Fahrzeuge und Komponenten auf Kältetauglichkeit.

Auch uns führt das Thema Automobile nach Arjeplog: Heute und morgen darf Michi sein Geburtstagsgeschenk von Nadine einlösen. Lapland Ice Driving ist angesagt. Ziel: möglichst grosse Driftwinkel mit einem Supersportwagen auf purem Eis.
Und da ist auch schon der erste Traumwagen. Ein Porsche GT3. Was für ein Sound schon auf dem Weg zum vereisten See.
Nach einer kurzen Einweisung geht es auch schon hinters Steuer. Ein Instruktor ist immer dabei und gibt präzise Anweisungen.
Im kleinen hölzernen Clubhaus kann man sich zwischen den Sessions aufwärmen. Aufgrund der vielen Lenkarbeit ist das aber nur bedingt notwendig.
Nachdem der weisse Porsche wegen auslaufender Kühlflüssigkeit in die Werkstatt muss, wird auf ein baugleiches, schwarzes Modell umgestiegen.
Ein unfassbares Erlebnis. Mit jedem Zentimeter Gaspedal werden ca. 100 PS freigegeben. Da bleibt auch der eine oder andere Ausflug in den Tiefschnee am Pistenrand nicht aus. 
Sofort wird per Funk ein 4x4-Fahrzeug bestellt, das einen per Seilwinde wieder auf die Strecke zurückholt.
Mit jeder Session wird das Gefühl aber besser und die Drifts schöner (genau wie das Wetter). An dieses Auto könnte man sich schnell gewöhnen ;-) 
Ohne die Spikes an den Reifen wäre an ein Vorwärtskommen nicht zu denken. Trotzdem lässt sich das Auto in engen Kurven auf bis zu 90 Grad querstellen.
Man kann aus einem ganzes Arsenal an Sport- und Supersportfahrzeugen auswählen.
Insgesamt stehen neun verschiedene Kurse zur Verfügung. Von einer Kreisbahn über Ovale und Handlingkurse bis hin zu Nachbauten von echten Formel 1-Strecken.
Am Mittag fahren wir zum Essen in ein Hotel auf einem Hügel. Von hier aus kann man die Weite der Landschaft toll erkennen.


Der Nachmittag steht zur freien Verfügung. Wir nutzen die Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang durch die tolle Winterlandschaft. Der viele Schnee in all seinen Formen und die Stille und Weite der Natur sind überwältigend.

Der Schnee ist aufgrund der Kälte extrem trocken und bleibt nicht an der Kleidung hängen. Das testen wir doch direkt einmal aus...
Weitere Impressionen aus dem "Winterwunderland":
Wir versuchen uns ausserdem in der Disziplin "Schneebollenstossen" und entdecken einen witzigen Schuhabstreifer.
Diesen Bollen hätte Nadine gerne behalten. Leider war im Koffer kein Platz mehr, so dass auch er im See landen musste.

Innerhalb von zwei Tagen haben wir in Arjeplog mehr Erlkönige gesehen, wie jemals zuvor. Beim Fotografieren der Fahrzeuge muss man etwas aufpassen. Es soll sogar schon zu Prügeleien zwischen den Testfahrern und Paparazzis gekommen sein.
Hier ein BMW-X-Modell
Etwas später entdecken wir das brandneue SUV von Maserati, das in diesen Tagen auf dem Genfer Autosalon Weltpremiere hat.
Ice Driving Tag 2: Wer es noch einen Tick exklusiver haben möchte (sprich: Michi), der darf auch einen Lamborghini Gallardo querstellen.
Was für eine Diva (das Auto natürlich)! Etwas zickig mit einem V10-Motor 20 cm hinter dem Fahrersitz. Der Sound und die Leistung sind atemberaubend.
Dem Lambo hat man extra Reifen mit besonders vielen Spikes aufgezogen, da die Kraftentfaltung sonst nicht handhabbar ist.
Bei 500 PS muss darf man das Gaspedal in den Kurven nur streicheln. An diesem Tag muss das Abschleppfahrzeug zum Glück nur einmal ausrücken. 
Als grosses Finale wird am Schluss auf einer 1:1 Nachbildung des Formel1-Kurses von Silverstone gefahren. Einfach der Wahnsinn. Auf der Geraden erreicht man bis zu 170 km/h. Sowohl beim Beschleunigen als auch beim Anbremsen schlingert das Auto als wolle es jede Sekunde ausbrechen. Dafür kann man auf diesem Parcours die Kurven mit maximaler Geschwindigkeit durchdriften. 
Dann heisst es auch schon wieder Abschied von den Traumautos nehmen. 
Fazit: ein nahezu unbeschreibliches Erlebnis, das man gefühlt haben muss um es nachvollziehen zu können.
In Arjeplog gibt es auch ein Iglootel aus Eis und Schnee, in dem man übernachten kann.
Auf dem Rückweg nach Arvidsjaur begegnen uns Rentiere auf der Strasse, die sich durch die (wenigen) Autos nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Es folgt das komplette Kontrastprogramm. In der Nähe von Arvidsjaur haben wir einen Anbieter gefunden, mit dem man Natursafaris machen kann. Das müssen wir ausprobieren. Die erste Nacht schlafen wir im etwas altmodischen, aber gemütlich eingerichteten Apartment
Nasszellen als Badezimmer sind hier üblich.
Als Einstimmung für das anstehende Programm haben wir von unserem Gastgeber Angelzeitschriften bekommen. Wir erahnen, was auf uns zukommt...
Sonny Holmberg heisst der gute Mann und ist ein echter Naturbursche. Er hat als Kind mit seinen Eltern noch im Wald gelebt und ist ein echter Outdoorexperte. 
Mit dem Skidoo werden wir auf einem Schlitten durch die verschneite Landschaft gezogen.
Dann startet das Eisfischen. Es wird ein Loch in das ca. einen Meter dicke Eis gebohrt und man bekommt ein Rentierfell, auf das man sich bäuchlings legt. Dann wird ein weiteres Fell über einen gestülpt, so dass man ohne störenden Lichteinfluss direkt in den See schauen kann.
Und siehe da: man kann doch tatsächlich am Grund des Sees kleine Barsche schwimmen sehen. Mit einem Haken, einem Köder aus Fleischwurst (!) und einer Mini-Angel versucht man dann, die Fische herauszuholen.
Nadine ist dabei wesentlich erfolgreicher als Michi, auch wenn die Fische nur sehr klein sind.
Alternativ kann natürlich auch im Stehen gefischt werden.
Die etwas spärliche Ausbeute wird sogleich auf den Grill geworfen und befindet sich eine halbe Stunde später in unseren Mägen. Lekcer, frischer geht´s nicht
Nun kommt die echte Herausforderung: Eine Übernachtung im Tipi-Zelt bei ca. -15 Grad Celsius. Regel Nummer 1: ausreichend Brennholz. Das hält gleich zweimal warm. Das erste Mal beim Holzhacken und das zweite Mal im Ofen als Feuer.
Um es vorweg zu nehmen: wir haben es überlebt. Allerdings nur, weil Nadine ca. jede Stunde den Ofen nachgeheizt hat. Als uns in der ersten Schlafphase das Feuer einmal ausgegangen ist, sind wir wegen der ins Zelt kriechenden Kälte ziemlich schnell wieder aufgewacht. 
Ein bisschen Spass muss sein...
Durch den hüfttiefen Schnee zu laufen macht zwar unheimlich Spass, ist aber auch sehr anstrengend.

Am zweiten Tag geht es dann auf die Suche nach Wildtieren. Wir sehen zwar viele Spuren, aber ausser ein paar Auerhähnen sehen wir leider keine Tiere.


Heute begleitet uns noch ein Stockholmer auf einem weiteren Skidoo, der gerade zwei Wochen Urlaub in einer Blockhütte jenseits der Zivilisation macht.
Ohne jedes Anzeichen sackt der Schlitten auf einem der Seen plötzlich ein und bleibt stecken. In den ersten Sekunden erschrecken wir sehr und wissen nicht, ob nun das Eis gebrochen ist und wir absaufen. Schnell wird jedoch klar, dass sich hier "nur" Wasser auf dem Eis gesammelt hat (das Eis darunter ist immer noch einen Meter dick). Da das Wasser jedoch fast einen halben Meter tief ist, können wir auch nicht einfach so weglaufen. 
Die Rettungsaktion dauert insgesamt ca. eine Stunde. Mehrmals bleibt auch das Skidoo stecken und wir müssen einzeln ans Ufer gebracht werden. Am Ende schaffen wir es, den Schlitten halb auszugraben und ihn wieder aus dem Wasser zu ziehen. Ein echtes Abenteuer.
Später zeigt uns Sonny das Haus, in dem er aufgewachsen ist. Es liegt mitten im Nirgendwo und ist tief verschneit. Ohne Isolierung. Die Küche ist nur 4 qm gross, das müsste man sich heute mal vorstellen.

Hier sieht man, dass der tiefe Schnee selbst für den Profi manchmal unberechenbar ist. Das Skidoo kippt fast um und schon stecken wir wieder fest.
Nachdem wir das Gefährt zum x-ten Mal aus dem Schnee oder den Pfützen gezogen oder geschoben haben, gibt es ein leckeres Essen am offenen Lagerfeuer. Ausserdem wissen wir nun auch, dass unsere Schuhe ziemlich (eis-)wasserfest sind.

Der Typ auf dem Foto mag vielleicht den grösseren Fisch haben, dafür ist unsere Anglerin aber die Schönere.
Nach einer erlebnisreichen Woche geht es auch schon wieder auf den Heimweg. Wer ist schon einmal von einem derartig zugeschneiten Flugplatz gestartet? Die Landepiste wurde alle zwei Minuten vom Schnee befreit, sonst wäre an ein Start nicht zu denken gewesen.

Fazit:
Die Woche in Schweden war extrem abwechslungsreich und hat uns sehr gut gefallen. Abgesehen von den hohen Preisen in Skandinavien ist das Land definitiv eine Reise wert. Die Natur, das Farbenspiel des Lichts und die scheinbar unendliche Weite sind beeindruckend. Was wir leider nicht gesehen haben sind die Nordlicher. Das werden wir aber ganz sicher noch nachholen. Es war definitiv nicht der letzte Besuch im hohen Norden.

Wer Interesse an bewegten Bildern vom Ice Driving hat, darf sich gerne bei uns melden. Wir haben ein paar tolle Aufnahmen gemacht.

Wer uns weiter auf diesem Blog vorfolgen möchte, sollte dran bleiben. Die nächste Reise in Richtung Asien ist schon bald geplant...mehr dazu im Mai 2016.

Liebe Grüsse,
Michi und Nadine