Montag, 12. November 2012

Argentinien - El Calafate und El Chaltén

Weiter geht es in Richtung Süden. Die nächste Station bringt uns in die geografisch südlichste Region unserer Reise. Nachdem wir beschlossen haben, Feuerland mit Ushuaia wegzulassen, wird als das Southern Glacier Icefield unsere letzte Station in Argentinien.

Unser günstig erstandener Flug steht an. Der Tag beginnt allerdings mit einigen Schwierigkeiten. Zuerst lässt man sich bei der Rückgabe unseres Mietwagens in Bariloche sehr viel Zeit, verspricht uns aber, dass wir zum Flughafen gefahren werden. Als der Fahrer nach mehreren Telefonaten mit der Vermietstation (während denen er immer nur noch maximal 5 Minuten weit weg zu sein schien) doch noch ankommt, sind es noch 15 Minuten bis zur letzten Check-In Möglichkeit. Die Fahrzeit zum Flughafen beträgt ca. 30 Minuten. Unser Fahrer schafft es mit einigen Verkehrsverstössen in 18 Minuten und wir sausen zum Check-In.

Dieser hat noch geöffnet, Puh Glück gehabt. Als nächstes wird Nadines Handgepäck gründlich durchsucht. Offenbar hat irgendetwas die Aufmerksamkeit der Sicherheitsbeamten erregt. Es ist das Taschenmesser, das wir auf den vielen Wanderungen dabei hatten. Zum Glück darf Nadine aber noch einmal raus und den Rucksack einchecken. Schon wieder Glück gehabt. Kurz darauf wird Nadine von einem Sicherheitsbeamten aufgerufen und muss nochmal raus - der GPS Empfänger, der am neu eingecheckten Rucksack hängt sieht verdächtig aus und muss identifiziert werden.

Danach warten wir auf den Abflug. Leider ist schon bald die Anzeige "demorado" (verspätet) auf dem Display zu sehen. Mehr als eine Stunde später dürfen wir den recht kleinen Flieger dann doch betreten. Er ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Nach einer halben Stunde entsteht plötzlich Unruhe und die vorderen Reihen beginnen, das Flugzeug wieder zu verlassen. Offenbar wurde mitgeteilt, dass ein technisches Problem besteht. Wir verlassen die Maschine wieder und werden ins Terminal zurückgebracht. Das Problem soll behoben werden. Falls dies nicht möglich ist, wird eine Ersatzmaschine zur Verfügung gestellt. Nach insgesamt 7 Stunden am Flughafen stellt sich heraus, dass keine Reparatur möglich ist und auch kein Ersatz beschafft werden kann. Der Flug ist gecancelled uns soll morgen durchgeführt werden.

Wir werden (alle!) auf Kosten der Airline in ein Hotel in Bariloche zurückgebracht. Dort bekommen wir gratis Abendessen und Frühstück am nächsten Morgen. Da die staatliche Fluggesellschaft LADE aber nur einmal pro Woche den Flug nach El Calafate durchführt, werden wir kurzerhand auf eine andere Linie umgebucht. Aerolineas Argentinas scheint wesentlich moderner. Das Flugzeug ist dreimal so gross und noch dazu ein Airbus der allerneuesten Kategorie. Super.

Mit einem Tag Verspätung (ungefähr zur gleichen Zeit wie auch der 28 Stunden-Bus) kommen wir dann doch noch in El Calafate an.
Hier ist das El Dorado des Trekkings. Ausserdem können diverse Gletscher besichtigt und begangen werden. Uns steht eine wunderbare Woche mit vielen Wanderkilometern bevor.

Nadine - bzw. ihr Handgepäck - wird wegen des Taschenmessers genauer untersucht.
Michi erfüllt Nadine einen Herzenswunsch und reitet mit ihr durch die Pampa.
Wie sich herausstellt, gehorcht Michis Pferd recht gut, Nadines hingegen lässt sich auch mit nachdrücklichem Einsatz nicht ermutigen, Befehle umzusetzen. Offenbar ist Michi ein Naturtalent.

Nach reiflicher Überlegung (aufgrund des hohen Preises) haben wir uns für eine BIG ICE Tour entschieden:
Diese führt uns an die Gletscherzunge des Perito Moreno. Es ist einer der wenigen Gletscher weltweit, die nicht aufgrund des Klimas schrumpfen. Wir sind von der Grösse, der Farbe und den Ausmassen schlichtweg begeistert.
Teil 2 der Tour führt an der Kante des Gletschers entlang ca. eine Stunde bergauf. Am Gletscherrand werden die Steigeisen angelegt und wir dürfen endlich aufs Eis.

Wir überqueren kleinere Gletscherspalten und geniessen die Aussicht in dieser unwirklich erscheinenden Umgebung.
Alle paar Meter verändert sich die Oberfläche und die Beschaffenheit der Eisstrukturen und laden zum fotografiert werden ein.

Wie tief dieser mit 2 Grad warmem Wasser gefüllter Spalt wohl sein mag? Die Eisdecke ist an manchen Stellen über 400 Meter dick.
An der vorderen Kante kann man den ganzen Tag über grössere und kleinere Eisbrocken abbrechen sehen und vor allem hören.

Aber Nadine. Was ist denn da passiert? Oh oh...da waren die Schuhe nach dem Eis einmal so sauber und dann so etwas. Mitten in das Schlammloch gestolpert. Zum Glück sind es aber nur Leihstiefel, weil man uns mit unseren Halbschuhen nicht auf das Eis lassen wollte.

Weiter geht es nach El Chaltén, dem selbsternannten Capital of Trekking. Dort sehen wir erst einmal rot: Büsche und Vögel.

Wenn man schon fast nicht mehr daran glaubt, passiert es dann doch. Wir erwandern den Mirador de los Condores. Und tatsächlich: endlich sehen wir die Könige der Lüfte. Erst zwei, dann gleich mehrere auf einmal. Die gesamte Reisezeit in Südamerika haben wir gehofft, sie zu sehen und doch mussten wir bis zur letzten Station darauf warten. Dafür geniessen wir die Augenblicke, in denen die tollen Vögel (Spannweite bis zu 3,20 Meter) über uns hinweggleiten.
Wer bei diesem Bild nicht an das Kinderlied "...Schwänzlein in die Höh..." denken muss, ist selber Schuld :-)
Am kommenden Tag ist das Wetter dann tatsächlich einmal so, wie wir uns Patagonien immer vorgestellt haben. Nach anfänglichem Niesel geraten wir auf unserer 20km-Tour in kräftigen Regen. Die Laune lassen wir uns aber - zumindest für das Foto - trotzdem nicht verderben.
Am Tag danach begrüsst uns schon früh am Morgen die Sonne. Von Regen keine Spur mehr. Wir machen uns auf die Königsetappe. Die Wanderung zum Cerro Fitz Roy (ca. 26 km - 7 Stunden) stellt sich als das Highlight unserer bisherigen Touren heraus. Hier sprechen die Bilder wahrscheinlich für sich.
Als der letzte, extrem steile Anstieg mit Neuschnee heil überstanden ist, können wir unser Glück nur mittels Freudensprüngen zum Ausdruck bringen. 
Der obligatorische Gipfel-Schnaps darf hier ober natürlich nicht fehlen. Möglicherweise wird dies der erste und einzige Schnee in dieser Saison für uns. Darum springne wir auch ohne zu zögern hinein und bewerfen uns mit Schneebällen.
Beim Abstieg können wir einen Specht aus nächster Nähe beobachten, der sich gerade ein neues Eigenheim zimmert.
Am Abend verlassen wir El Chaltén relativ erschöpft aber total glücklich und fahren mit dem Bus zurück nach El Calafate.

Damit ist der argentinische Teil der Reise beendet. Nächste Station ist der Nationalpark "Torres del Paine" in Chile, wo wir unsere letzte Woche in Südamerika einläuten werden.

1 Kommentar:

  1. Liebe Nadine,
    alles Liebe zum Geburtstag und Euch Beiden weiterhin eine schöne Reise!

    Wie immer tolle Photos!

    Liebe Grüße aus dem Office

    von
    Danny

    AntwortenLöschen