Samstag, 2. Februar 2013

Vanuatu

Schon mehr als 3 Wochen haben wir keinen Blogeintrag mehr veröffentlicht. Unser Abenteuer in Vanuatu beinhaltet eine Unterkunft ohne Strom und ohne fliessendes Wasser - und am schlimmsten: kein Internet ;-)

Nun sitzen wir gerade in Brisbane und Singapur am Flughafen und können ganz viele Fotos von Vanuatu und natürlich von grossen und kleinen Schildkröten präsentieren...

Am Beginn unseres Vanuatu-Aufenthalts verbringen wir 3 Tage in der Hauptstadt, Port Vila (44.000 Einwohner). Die Zeit nutzen wir um schön auszuruhen und die nähere Umgebung zu erkunden. Ein Ausflug führt uns zu einem nahe gelegenen Strand, wo man zwar nicht gut schnorcheln, aber dafür super in den grossen Wellen baden kann.
Die Markthalle bietet tropisches Obst der Saison zu super Preisen. Eine grosse Papaya kostet nur ca. 1 Euro, eine Kokosnuss nur 30 Cent. 
Hotel und Essen sind aber ansonsten erstaunlich teuer, insbesondere wenn man die einfachen Lebensumstände der Einheimischen sieht. 

Gibt es auch hier Dienst nach Vorschrift? Offenbar hat jemand zwar den Mülleimer gelehrt, aber den Abfall drumrum grosszügig ignoriert...

Nun beginnt das Abenteuer richtig. Wir haben uns zu drei Wochen Freiwilligenarbeit in einem Schildkrötenschutzprojekt verpflichtet. Leben werden wir in einem kleinen Dorf auf einer kleinen Insel (Tassiriki Community auf Moso Island).

Unsere Volounteer-Gruppe besteht aus 6 Personen. Lustigerweise sind 5 Personen deutschsprachig (4xD, 1xA). Hier sieht man die Autralierin Janet und Nadine vor den Guesthouse Bungalows. Will man ins Dorf gehen, sollten die Frauen ein Röckchen tragen, das selbstverständlich nicht zu kurz sein darf ;-)
Auf dem zweiten Bild sieht man eine Innenansicht von unserem Zimmer, das wir mit unseren Moskitonetzen ausgestattet haben.
Die Toilette und die Duschen sind einfach aber zweckmässig. Das Wasser haben wir täglich mit Eimern aus dem nahe gelegenen Brunnen geschöpft.
 Einzig auf die kleineren und grösseren Kakerlaken während der nächtlichen Toilettengänge hätten wir verzichten können. Andererseits gewöhnt man sich mit der Zeit an die flinken Tierchen, die wir unter anderem in unserem Koffer, dem Zahnputzbecher oder zwischen den Kleiderstapeln gefunden haben. Die fiesen Spinnen und bissigen Tausendfüssler im Grossformat haben da schon für mehr "Iiiihhhs und Aaahhhhs" gesorgt.

Super: unsere Wäsche wird 3x wöchentlich für uns gewaschen. Zwar mit rustikalem Einsatz von Waschbrett und Kernseife aber das macht nichts. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von mindestens zwei T-Shirts pro Tag kommt uns diese Hilfe sehr gelegen.
Das Essen wird täglich von einer anderen Frau aus dem Community zubereitet. Es ist zwar häufig ähnlich aber immer sehr lecker und auch recht vielfältig. Trotzdem freuen wir uns nach 3 Wochen wieder auf eine Pizza ;-)
 Das erste Bild zeigt den Strand auf der Seite der Gemeinde mit unmittelbar angrenzendem Korallenriff.
Auf dem zweiten Bild sieht man den Turtle-Beach, der sich auf der anderen Seite der Insel befindet. Dorthin wandern wir jeden Tag oder jede Nacht, um die Schildis beim nisten oder schlüpfen zu beobachten. Laut GPS laufen wir somit jeden Tag zwischen 10 und 12 km. Da wir in den drei Wochen ca. 15 mal gegangen sind ergeben sich daraus zwischen 150 und 180 km (nicht schlecht für IT´ler, die sonst den ganzen Tag vor dem Rechner sitzen). 


 Für die Volunteers stehen 4 Kanus zur Verfügung, mit denen wir nach Lust und Laune die Umgebung zu Wasser erkunden können. An windstillen Tagen kann man das Riff sehen wie durch eine Fensterscheibe.
Nadine sorgt wieder einmal für einen sandfreien Bungalow, den man ständig mit sich hinein trägt. Leider gibt es ohne Strom auch keinen Staubsauger, deswegen muss der Reisigbesen zum fegen herhalten.
 Jetzt aber endlich zu den Schildkröten. Auf Moso Island kommen hauptsächlich Tiere der Spezies "Hawksbill" zum nisten. Das ist gut, denn diese Art ist auf der internationalen Liste als "critically endangered" eingestuft und somit eine der sehr seltenen Arten. Die Tiere werden unter anderem vermessen und auf Tags überprüft, die an den vorderen Flippern befestigt sind. Damit kann festgestellt werden, ob ein Tier schon einmal an diesem Strand genistet hat. Die Daten werden dann in ein Formular eingetragen.

 Häufig können wir den Tieren bei der Eiablage direkt zuschauen. Sie befinden sich in diesem Moment in einem tranceartigen Zustand, in dem sie ihre direkte Umgebung fast nicht wahrnehmen und sich somit auch von uns nicht gestört fühlen. Wer mehr über diese Tollen Meeresbewohner wissen möchte, sei an Wikipedia oder unsere Rückkehr verwiesen, bei der wir gerne mehr darüber berichten.
Auf dem Weg über den Strand begegnen wir vielen Krabbenarten, unter anderem der wegen ihres zarten Fleischs sehr beliebten aber inzwischen auch recht seltenen Coconut-Crab (die sich von Kokosnussfleisch ernährt).
 In den chinesisch geführten Billigläden gibt es nichts, was man nicht kaufen könnte. Uns hat es besonders das kleine, aber dann doch leider unverkäufliche Kätzchen angetan. 
 Auf dem Markt werden wunderschöne Blumen zu Schleuderpreisen angeboten.
 Wenn wir erst am Abend an den Strand gehen, haben wir tagsüber frei und können uns in der Gemeinde frei bewegen. So schauen wir uns unter anderem den Garten von einem unserer Turtle Monitors an oder besuchen die Familie der Projektmanagerin.

 Jihaa. Schon am dritten Abend sehen wir die ersten Hatchlings (Babyschildkröten). Allerdings kommen wir etwas zu spät, so dass wir nur noch die letzten zwei (schon etwas schwachen) Nachzügler beobachten können.

 Natürlich versuchen wir uns auch im Kokosnuss pflücken, was Michi nach Anleitung eines Locals auch gelingt.
 Direkt vor der "Haustür" befindet sich das Korallenriff, das sich rund um die Insel erstreckt. Dort entdecken wir unter anderem Zuchtmuscheln und Röhrenfische, die den Seepferdchen sehr ähnlich sehen.

 Wenn wir tagsüber an den Strand gehen, steht meist das Ausgraben von Nestern auf dem Programm. Dabei wird entweder den jungen Schildkröten geholfen, oder man zählt die geschlüpften Eier für die Statistik.

Ausserdem lässt es sich rund um Moso Island wunderbar tauchen. Das können wir uns nicht entgehen lassen. Unsere beiden Mädels (Pia und Celine) kommen auch mit. Pia macht auf diesem Trip sogar ihren ersten Meerwassertauchgang nach Abschluss der Tauchprüfung und schlägt sich hervorragend.

 Unsere Projektmanagerin Susan darf uns auf dem Tauchtrip begleiten, zieht es aber vor, den Tag schwimmsicher auf der Liege mit ihren Enkelkindern zu verbringen.
Rechts sieht man, wie auf Vanuatu der Wetterbericht erstellt wird.

 Die Nemos hier sind super neugierig und knabbern sogar an uns und der Kameraausrüstung herum.
 
 Das Resort auf der Insel, bei dem wir tauchen waren, betreibt auch eine Schildkrötenaufzuchtstation. Dort werden die Tiere bis zu einem Jahr aufgezogen, um dann gegen Bezahlung von Touristen freigelassen zu werden. Dieser Art der Conservation stehen wir inzwischen etwas skeptisch gegenüber. Einen Besuch statten wir der Station dennoch ab.
 
 Falls diese Schildkröte in der kommenden Zeit irgendwo auftaucht, wird man ablesen können, wo und von wem sie das letzte Mal gesehen wurde ;-)
Keine Panik: der Stift löst sich in sehr kurzer Zeit im Salzwasser wieder ab. Man beachte die originelle Schreibweise unserer Namen.

 Dann kommt der erste Tag, an dem wir ein komplettes Nest beim schlüpfen beobachten können. Schwierig zu beschreiben, eigentlich muss man es erlebt haben. Einfach nur toll. Aus diesem Nest kommen sage und schreibe 192 Jungtiere gekrabbelt, den wir mehr oder weniger per Hand in die Freiheit verhelfen.

 Da ist aber jemand glücklich... So süüüüss die Kleinen!!!
Bye bye ihr kleinen Racker. See you zurück am Strand in frühestens 20 Jahren. 

 Auf der Wiese vor unserem Bungalow springt uns manchmal ein kleiner Gecko an, der total frech über einen drüber saust.

Auf unserer Inselrundfahrt über Efate kommen wir an einer Lagune vorbei, in der man mit Schildkröten in Gefangenschaft schnorcheln und sie füttern kann. Im Nachhinein erfahren wir, dass die Tiere einfach im Meer gefangen werden und viele davon sehr früh sterben....sehr traurig. 

 Die Valeva-Höhle, sie auf dem Schild als unverzichtbare Attraktion angepriesen wird, entpuppt sich als leicht überbewertet. Wenn man den Besuch ohne Kayak bezahlt, endet die Höhle schon nach ca. 20 Metern. Nadine findet es trotzdem so toll, dass Michi sie quasi unter Einsatz aller Kräfte herausziehen muss.
 Auf einem weiteren Schild steht, dass man keine Schildkröten töten soll, was bis vor wenigen Jahren bei den Einheimischen ganz selbstverständlich war (des Fleischs und der nahrhaften Eier wegen).
In der Sprache Bislama, die dem Englischen sehr nahe ist, hört sich das ganz lustig an.
An einem Tag machen wir einen Bootsausflug um die Insel Moso. An einem wunderschönen Strand machen wir halt. Ein paar einheimische Jungs haben für uns bunte Rifffische erlegt, die für uns frisch gegrillt werden. 
 
Mit einfachen Mitteln wird uns hier ein super Mittagsbuffet gezaubert. 

Tagsüber haben wir meistens viel Zeit, so wandeln wir die Frisbee-Golf Idee etwas ab und erfinden "Vanuatu-Chip-Golf". Als Schläger dient eine Samenhülse des Christmas-Tree, die runden Samen eines anderen Baums müssen damit mit möglichst wenig Schlägen in das Loch für die neue Wäscheleinenstange befördert werden. Beim abschliessenden Tournament zusammen mit Pia und Celine gewinnen alle einmal eine Partie, und typisch "vanuatisch" sind alle happy (ausser der österreichische Kollege, den wir mit unserem Gelächter beim nachmittäglichen Schönheitschlaf gestört haben, ojeoje).

So ein Glück, am nächsten Tag am Strand ist das Timing wieder optimal und wir können ein weiteres Nest beim Schlüpfen beobachten.

Den kleinen Hatchlings wird der Weg zum Meer erleichtert, indem im Gebüsch Blätter und Lianen entfernt werden und am Strand eine Art "Autobahn" gebuddelt wird. Turtle Monitor Peter und Michael machen daraus eine Competition: wie viele Turtles nehmen die linke Spur, und wie viele laufen rechtsrum? Diese Partie gewinnt Peter knapp mit 65 zu 60.5 (ein Krebslein hat bei Michi auch halb mitgezählt). Der Preis ist eine Tasse Tee in unserem Guesthouse.


 An den kleinen Schildis kann man sich gar nicht satt sehen. Das beste ist, dass man sie auch mal helfend in die Hand nehmen darf, wenn sie vom Weg abkommen oder auf den Rücken kullern.
Unser täglicher Weg zum Strand hat ein steileres Stück, das zum Glück aber immer recht schnell überwunden ist. Ansonsten ist es eher flach. Geschwitzt wird aber trotzdem immer. Ist man tagsüber unterwegs und der Himmel ist wolkenlos, gleicht es einem Workout in der Sauna. 

Bei unserem zweiten Tauchtag sehen wir auch unter Wasser eine Hawksbill Turtle und sogar eine Green Turtle. So unbeholfen sie sich am Strand bewegen, so elegant schweben sie durchs Wasser.

Tagsüber ist oft Zeit für ein Schwätzchen mit den supernetten Locals. Die Terrasse bei Touris und Peter ist besonders schön gelegen, direkt am Meer und immer mit einer erfrischenden Brise. Die beiden wollen an dieser Stelle demnächst ein eigenes Guesthouse errichten. Wir wünschen den Beiden viel Erfolg mit ihrem "Timber-Guesthouse".

 Am letzen Abend werden wir mit typischen Island-Dresses ausgestattet und mit einem grossen Buffet verwöhnt. Ein paar kleine Souvenirs bekommen wir von unserer Projektmanagerin auch überreicht.


Wir haben die Zeit in Vanuatu im Tassiriki Village sehr genossen, es war eine ganz besondere Erfahrung.

3 Kommentare:

  1. Meine Lieben, wie schön, endlich wieder ein neuer Reisebericht. Wow das war ja mal etwas ganz Besonderes. Bin gespannt auf Details. Also bis bald. Thailand ich komme!
    Viele Grüße
    Mama

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  2. Hallo Ihr Zwei,
    ein toller Bericht und tolle Photos - Ihr war ja so lange nicht online. Ihr habt wenigstens Sonne - bei uns wechseln sich Dauerregen und Schnee ab.
    Liebe Grüße aus Münster von uns allen

    von Danny

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  3. Wir freuen uns schon auf die ersten Bilder mit Reimanns-Kleinerts :-)

    Gruß KA am Rhein

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