Samstag, 6. Oktober 2012

Peru - Viventura Gruppenreise - Nadine vs. peruanischer Grenzbeamter

Unser erster Grenzübergang zu Land steht an. Von Peru wollen wir auf dem Landweg nach Bolivien reisen. Der Reiseleiter erklärt vorher das Prozedere, da am Grenzübergang chaotische Verhältnisse herrschen.

Schritt 1: Peruanische Währung in bolivianische Währung umtauschen
Schritt 2: Den peruanischen Ausreisestempel abholen
Schritt 3: Über die Grenzbrücke spazieren
Schritt 4: Bolivianisches Einreiseformular ausfüllen
Schritt 5: Bolivianischen Einreisestempel abholen

Schritt 1 entfällt für uns, da wir alle peruanischen Soles ausgegeben haben, also sofort rein in die Grenzstube.
In der Warteschlange entsteht unter den Reisenden eine Diskussion wer wieviele Tage Touristenvisum erhalten hat. 90 ist normal, 183 das Maximum. Auch wir werfen einen Blick in unsere Dokumente. Die Tage sind auf einem Zettel und dem Einreisestempel vermerkt. Doch was ist das? Ich habe eine schwer zu entziffernde Zahl im Ausweis, die man als "10" interpretieren könnte, Nadine hat definitiv eine "18" dort stehen. 18? Ja passt. Bei der Einreise wurden wir vom unfreundlich blickenden Grenzbeamten gefragt, wieviele Tage wir in Peru sein werden. Noch amerikanische Präzision der Angaben gewohnt, haben wir 18 Tage genannt. Was nun? Nach kurzem Überlegen entscheide ich mich, meine nach einer "10" aussehende Zahl auf dem Zettel leicht zu tunen und füge eine 8 zwischen die beiden Ziffern. 180. Das sollte passen, oder?
Ich bin an der Reihe. Der Grenzbeamte begnügt sich mit einem Blick auf den Zettel und stempelt den Pass. Den Einreisestempel hatte ich in der Eile vergessen, ebenfalls zu tunen.
Nadine ist an der Reihe. Der Beamte prüft den Zettel, den Pass und die Angaben in seinem Comuptersystem. Es folgt die Frage, warum sich Nadine länger als die 10 Tage aus dem System in Peru aufgehalten habe. 10 Tage? In den Dokumenten steht doch eindeutig 18, was auf den Tag genau hinhaut? Das spiele keine Rolle, die Tage im System seien führend, da habe wohl der Kollege bei der Einreise einen Fehler gemacht...Strafe (für Nadine, nicht für den Kollegen bei der Einreise)! Leichte Panik breitet sich aus. Was passiert nun? Es wird ein "Strafformular" über 8 USD ausgefüllt (1 USD pro überzogenem Tag). Puhh, noch einmal Glück gehabt. Es ist zwar nicht fair, aber 8 USD lassen sich verschmerzen. Schnell den Geldbeutel gezückt und weiter geht´s. Aber nein. Die Strafe muss selbstverständlich bei einer ganz bestimmten Bank eingezahlt werden. Was? Zum Glück ist unser Reiseleiter dabei und hilft uns bei der Suche nach der genannten Bank. Der Rest der Gruppe hat inzwischen bereits die Grenze überschritten und muss nun leider auf uns warten. Die Bank ist natürlich auf der anderen Seite des Orts. Laufzeit ca. 10-15 Minuten. Vor der Bank eine Schlange mit Menschen. Wartezeit ca. 20 Minuten. Endlich bezahlt, zurück zur Grenze. Dort hat inzwischen noch genau ein Schalter geöffnet (es ist ja schliesslich schon spät). Also wieder in die Schlange. Ausreisestempel und fertig? Nein nein, der Beamte eröffnet uns nun, dass er noch 7 Kopien benötigt. Dreimal den Pass so herum, zweimal so herum und das Bankformular. Leider kann er diese Kopien aber nicht machen. Gegenüber habe es aber einen Copyshop, der uns behilflich sein könne. Ausserdem falle noch eine Strafgebühr von 29 Soles an (die der Beamte laut Aussage unseres Reiseleiters schwarz in die Tasche schieben wird). Diese sei aber erst nach Erhalt der Kopien zu entrichten. Schon nicht mehr nur noch leicht genervt rennen wir zum Copyshop, lassen die Kopien machen und stellen uns nach der Rückkehr zum dritten mal in die Schlange. Als uns dann der Beamte doch tatsächlich vom Ende der Schlange an einen der ungeöffneten Schalter vorbittet (man kennt sich ja inzwischen) ernten wir lauthalsen Protest der anderen Wartenden. Dieser wird grosszügig ignoriert. Endlich stimmt alles. Der Ausreisestempel wird erteilt. Die Strafgebühr wird ebenfalls vergessen, was aber auch an der Tatsache gelegen haben kann, dass einige weitere Beamte hinter unserem zuständigen Beamten standen...
Unsere Entscheidung, die Option ohne Ausreisestempel die Grenze zu überqueren (was wohl durchaus möglich ist), auszulassen, erweist sich als richtig. Der bolivianische Grenzbeamte sucht nämlich ganz gezielt nach dem peruanischen Ausreisestempel.

Fazit:
Wir sind um 8 USD ärmer, haben die vorherrschende südamerikanische Bürokratie am eigenen Leib erlebt, haben mehr als eine Stunde verloren und darum den Sonnenuntergang über La Paz verpasst. Dafür können wir euch von einem weiteren, (hoffentlich) einmaligen Erlebnis berichten.
An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an Arno - unseren Reiseleiter - der uns tatkräftig zur Seite gestanden ist. Ohne seine Hilfe hätten wir mindestens dreimal so lange gebraucht und wahrscheinlich an der Grenze übernachten müssen, da die Bank wohl schon geschlossen gehabt hätte, bis wir sie
gefunden hätten.

Viele Grüsse,
MR

Das normale Chaos an der Grenze zwischen Peru und Bolivien
Nadines "Strafzettel"

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